Seitdem sich die Psychologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin etabliert hat, sind In-telligenzunterschiede ein zentrales Forschungsthema. Fortschritte konnten nicht nur im psycho-metrischen und diagnostischen Bereich erzielt werden, sondern auch bei der Aufklärung kogniti-ver, neuronaler und genetischer Grundlagen der Intelligenz. Unbestritten ist, dass schulischen Lerngelegenheiten bei der Entstehung der Intelligenz und vor allem bei ihrer Umsetzung in Wissen eine entscheidende Bedeutung zukommt. Welche neuen Erkenntnisse sich aus den Fortschritten der Intelligenzforschung für die Vorhersage und die Erklärung von Schulleistungen in unterschied-lichen Fächern ergeben, wird im Mittelpunkt meines Vortrages stehen. Dabei werden Ergebnisse aus der an der ETH Zürich durchgeführten Längsschnittstudien zum Lernen von Physik und Ma-thematik in der Primarschule sowie am Gymnasium vorgestellt. Ob Schülerinnen und Schüler in Abhängigkeit von ihrer Intelligenz von unterschiedlichen Lerngelegenheiten profitieren (d.h. ob Aptitude-Treatment-Interaktionen nachzuweisen sind) wird ebenso thematisiert wie die Frage, auf welche Aspekte des Wissenserwerbes sich Intelligenzunterschiede besonders stark auswirken. Schliesslich wird anhand unterschiedlicher Studien noch der Frage nachgegangen, in welchem Ausmaß sich Intelligenz bei Bildungsentscheidungen durchsetzt.
14.01.2020 - Elsbeth Stern - Schulleistung und Intelligenz: Wo genau kommt sie ins Spiel?”